Die Geschichte der Juden in Prag, der Hauptstadt des heutigen Tschechiens, ist eine der ältesten und bekanntesten in Mitteleuropa. Sie wurde erstmals von dem sephardischen jüdischen Reisenden Ibrahim ibn Yaqub im Jahr 965 erwähnt. Das alte jüdische Prag, bekannt als Josefov. Die historische Prager Judenstadt entstand im 13. Jahrhundert und entwickelte sich zu einer der bedeutendsten in Europa. In diesem Artikel werden wir vier berühmte Persönlichkeiten vorstellen, die in dieser bemerkenswerten Gemeinde gelebt und gewirkt haben.
Rabbi Löw
Einer der bekanntesten Bewohner des alten jüdischen Prags ist Rabbi Jehuda Liwa ben Becalel(Rabbi Judah Loew ben Bezalel), besser bekannt als Rabbi Löw, oder bekannt als der Maharal(MHR“L Maharal; Abkürzung für Moreinu ha-Rav Loew – Unser Lehrer Rabbi Loew) von Prag. Er war ein großer Religionsgelehrter, Rabbiner, Talmudist, Darschan (hebräisch „Prediger“), Philosoph und Pädagoge, der im 16. Jahrhundert lebte. Rabbi Löw ist auch für die Legende um den Golem bekannt, eine künstlich erschaffene Wesen. Rabbi Löw soll eine Tonfigur, den Golem, zum Leben erweckt haben. Diese Legende hat ihren Ursprung in der jüdischen Literatur und Mystik. Der Golem ist ein stummes, menschenähnliches Wesen, das gewaltige Größe und Kraft besitzt. Diese Wesen ist erschaffen um zu dienen. Er ist seinem Schöpfer unterworfen und besitzt keinen freien Willen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Geschichte von ihm und seinem seelenlosen Gehilfen ihm erst 200 Jahre nach seinem Tod zugeschrieben wurde. Trotzdem bleibt Rabbi Löw eine zentrale Figur in der jüdischen Geschichte und Kultur.

Mordechai Maisel
Mordechai(Markus) Maisel, auch bekannt als Mordechaj ben Samuel Meisel, war ein weiterer bedeutender Bewohner des alten jüdischen Prags. Er war einHoffbakier, Mäzen und Gemeindevorsteher während des „Goldenen Zeitalters“ des jüdischen Prags im 16. und 17. Jahrhundert. Er wurde 1528 in Prag geboren und starb dort am 13. März 1601. Unter seiner Führung erlebte die Judenstadt ihre Blütezeit. Seine kulturgeschichtliche Bedeutung liegt vor allem in seinem Mäzenatentum. Er stiftete auf eigene Kosten am Rande des Friedhofs ein Spital, ein Armenhaus und eine Mikwe (Die Mikwe ist ein rituelles Bad, das nicht der Reinigung im Sinne der Hygiene dient, sondern rituellen Zwecken. Dem Untertauchen geht eine umfangreiche Körperreinigung voraus). Der jüdischen Gemeinde schenkte er einen Teil seines Grundbesitzes, um den Friedhof vergrößern zu können. Später ließ er auf eigene Kosten die Straßen der Judenstadt pflastern. 1592 vollendete er den Bau einer eigenen privaten Synagoge, die größer und prächtiger als alle anderen Synagogen der Stadt war, und stattete sie reich mit Ritualgeräten aus. Die Maisel-Synagoge war ein Zentrum des religiösen und kulturellen Lebens in der Judenstadt. Sie beherbergt heute das Jüdische Museum.
David Gans
David Gans war ein berühmter Astronom und Gelehrter, der im alten jüdischen Prag lebte. Er war eine wichtige Persönlichkeit während des „Goldenen Zeitalters“ des jüdischen Prags und trug zur reichen kulturellen Geschichte dieser Gemeinde bei.
Franz Kafka
Kafka, einer der einflussreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde in Prag geboren und lebte dort den größten Teil seines Lebens. Seine Werke, die sich durch ihre surreale Darstellung von Entfremdung, Angst und Schuld auszeichnen, haben Generationen von Lesern und Schriftstellern beeinflusst
Juden in Prag während des Zweiten Weltkriegs
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten über 92 tausend Juden in Prag, fast 20 Prozent der Stadtbevölkerung. Mindestens zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung kamen im Holocaust ums Leben. Im Jahr 1946 hatte Prag eine jüdische Bevölkerung von 10.338 Menschen, von denen 1.396 nicht deportiert wurden (meistens von gemischter jüdischer und christlicher Abstammung); 227 Juden waren untergetaucht; 4.986 kehrten aus Gefängnissen, Konzentrationslagern oder dem Ghetto Theresienstadt zurück; 883 kehrten aus tschechoslowakischen Armeeeinheiten im Ausland zurück; 613 waren tschechoslowakische jüdische Emigranten, die zurückkehrten; und 2.233 waren Juden aus Ruthenien (UdSSR), die beschlossen hatten, nach Tschechoslowakei zu ziehen.

Die Geschichte der Juden in Prag ist eine Geschichte des Überlebens und des Widerstands gegen Widrigkeiten. Sie ist ein Zeugnis für den unerschütterlichen Geist einer Gemeinschaft, die trotz zahlreicher Pogrome und Vertreibungen, des Holocausts und anschließender antisemitischer Verfolgung im 20. Jahrhundert nie aufgehört hat zu existieren.
Das alte jüdische Prag ist ein faszinierender Teil der Geschichte dieser Stadt. Es ist ein Zeugnis für die reiche Kultur und das Erbe der jüdischen Gemeinde in Europa. Heute ist das Viertel Josefov ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, die die historischen Synagogen, den alten jüdischen Friedhof und das Jüdische Museum besuchen.