Die Erforschung vom Weltraum ist ein lukratives Geschäft. Die beiden größten Raumfahrtagenturen, die amerikanische NASA und die europäische ESA, beschäftigen sich intensiv damit und finanzieren Tausende von Wissenschaftlern und Technikern mit Milliarden von Dollar oder Euro. Auch tschechische “Weltraum”-Unternehmen sind an europäischen Projekten beteiligt, insbesondere an der Konstruktion des Weltraumteleskops Plato. Dieses Teleskop wird ab 2026 nach einer zweiten Erde suchen – einer Welt, die Dutzende oder sogar Hunderte von Billionen Kilometern entfernt ist.
Die Teilnahme am Bau und Start des Teleskops ist auch wirtschaftlich relevant. Sie unterstützt europäische und heimische Unternehmen, die im Weltraumsektor tätig sind. Die Technologien, die ursprünglich für Grundlagenforschung entwickelt wurden, finden auch kommerzielle Anwendungen, wie beispielsweise bei den europäischen Satellitenprojekten Galileo und Copernicus.
Die Suche nach Exoplaneten und weitere Weltraumforschung werden in Tschechien aus Inlandsteuern finanziert. Die jährlichen Beiträge von 1,5 Milliarden Kronen fließen über die ESA-Agentur. Bei der Konstruktion des Plato-Teleskops erhielt die Brünner Firma S.A.B. Aerospace, eine Tochtergesellschaft des italienischen Raumfahrtunternehmens, einen bedeutenden Auftrag. Sie baute das Chassis des Servicemoduls des Weltraumteleskops. Weitere Hilfssysteme wie Solarmodule, Antennen, Bordcomputer und Korrekturtriebwerke werden daran montiert. Das Teleskop wird schließlich aus 12.000 Komponenten bestehen. Das Chassis besteht aus einer Röhre aus Kohlefaser und muss nicht nur starke Vibrationen beim Start aushalten, sondern auch jahrelang in den eisigen Bedingungen des Weltraums überstehen – ohne Reparaturmöglichkeit, da das Teleskop 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein wird.
Die Kosten für diese Mission werden auf fast eine Milliarde Euro geschätzt. Das Ziel ist es, Exoplaneten bei 200.000 Sternen zu finden, insbesondere solche, die ähnliche Größe und Temperatur wie die Erde haben. Das Teleskop wird auch Informationen über die Sterne selbst liefern, um die Planeten, die um sie kreisen, zu analysieren – insbesondere ihr Alter und ihre Aktivität. Dies ist wichtig, um festzustellen, ob sich auf diesen Planeten Leben entwickeln konnte, vielleicht sogar intelligentes Leben. Nach Meinung der Wissenschaftler sind mindestens drei Milliarden Jahre Entwicklung ähnlich wie bei uns erforderlich.
Bei der Mission Plato ist auch die Brünner Firma OHB Czechspace beteiligt. Sie hat Tests am Chassis durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Teleskop ohne Probleme funktioniert. Diese Tests umfassten Aspekte wie Steifigkeit, Stabilitätsverlust, Form und vor allem Festigkeit unter verschiedenen Bedingungen. Im Rahmen eines Belastungstests musste die zentrale Röhre beispielsweise einem Druck von 15 bis 20 Tonnen standhalten, der von oben und von den Seiten durch hydraulische Zylinder erzeugt wurde. Die gesamte Konstruktion wiegt dabei nur 63 Kilogramm, und ihre Wände sind nur vier Millimeter dick.
Da das Teleskop von der europäischen Ariane-6-Rakete ins All gebracht wird, ist auch das Klatover Unternehmen ATC Space an dem Projekt beteiligt. ATC Space liefert spezielle Aluminiumträger für diese Rakete, die als europäische Antwort auf die Falcon-Trägerraketen des amerikanischen Milliardärs Elon Musk und seiner Firma SpaceX gilt. Diese Träger dienen zur Befestigung der Hilfsstufen am Rumpf der Rakete sowie der Elektromotoren, die die Bewegung der Antriebsdüsen steuern. Dies ist ein langfristiger Auftrag, da die Ariane-6-Raketen über viele Jahre starten sollen. Im Jahr 2029 soll das Plato-Teleskop durch einen weiteren europäischen Weltraumteleskop namens Ariel ergänzt werden. Ariel wird von einem Konsortium aus über 50 Institutionen aus 17 Ländern vorbereitet. Tschechische Experten des Turnover Toptec, des Forschungszentrums für spezielle Optik und optoelektronische Systeme sowie des Instituts für Plasmaphysik der Akademie der Wissenschaften werden an der Konstruktion beteiligt sein. Toptec ist für das Design, die Entwicklung und die Umsetzung der optischen Baugruppe verantwortlich, wobei es sich um einen Auftrag im Wert von über einer Million Euro handelt. Auch im Bereich der Weltraumexpeditionen innerhalb unseres Sonnensystems sind tschechische Unternehmen und Wissenschaftler aktiv. Insbesondere bei der Satellitenmission Juice der ESA, die fast zwei Milliarden Euro kostet. Juice soll die großen Monde des Planeten Jupiter – Europa, Ganymed und Kallisto – untersuchen, auf denen Wissenschaftler Ozeane vermuten, die von einer mehrere Kilometer dicken Eisschicht bedeckt sind. In der Nähe der vermuteten vulkanischen Öffnungen könnten nach einer Theorie exotische Organismen existieren.
Tschechische Wissenschaftler haben auch an der Entwicklung eines Instruments auf der Juice-Sonde gearbeitet, das Radiowellen und Plasma messen kann. Sie könnten auch an einem ähnlichen Projekt beteiligt sein, wenn die ESA die Finanzierung für die Erforschung des Saturnmonds Enceladus genehmigt. Dieser Mond ist für Biologen interessant, da er aus Rissen in seiner Oberfläche eisige Kristalle mit organischen Verbindungen ausstößt. Tschechien ist bereits an der EnVision-Mission zur Venus beteiligt, die 2031 starten soll. Ziel dieser Mission ist die Untersuchung der Vulkane auf der heißen Venus und die Erforschung der Frage, ob es dort in der fernen Vergangenheit Ozeane gab und ob dort Leben entstehen konnte.
Bei der Vorbereitung der EnVision-Sonde arbeiten Wissenschaftler des Instituts für Physikalische Chemie, des Geophysikalischen Instituts der Akademie der Wissenschaften und des Tschechischen Geologischen Dienstes zusammen. Dieses Team soll das elektronische Herzstück des fortschrittlichen Spektrometers VenSpec-H entwerfen, konstruieren und testen. Für die Tschechische Republik ist ein Projekt dieser Art ein enormer Erfolg.